App-Texte

Hier findet ihr die Texte aus der App:

Wolfgang Amadeus Mozart
29. Sinfonie in A-Dur

  1. Allegro moderato

Dauer Satz: 7:04

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Die Eröffnung von Mozarts 29. Symphonie aus dem Jahr 1774 deutet auf einen großartigen Anfang hin. Die Geigen spielen allerdings sanft und lässig. Fließende Bratschenklänge treiben die Melodie aufwärts.

0:48 Wiederholung der Melodienote durch die Geigen

Mozart ist erst 18 Jahre alt, als er dieses Werk schreibt, ist aber bereits ein sehr erfahrener Komponist. Wir können hier nachvollziehen, wie sich sein eigener Klang entwickelt. In dieser Melodie hören wir die typisch „mozartische“ gelöste Anmut.

1:54 Wiederholung Anfang

Mozart schrieb dieses Werk nach einem Besuch in Wien mit seinem Vater Leopold, wo er die neueste Musik seines Freundes und Mentors Haydn hörte. Er war auch dort, um eine besser bezahlte Arbeit zu finden, aber dazu kam es nicht.

2:41 Wiederholung der Melodienote durch die Geigen

Wie in einer Sinfonie üblich hören wir hier die beiden Hauptmelodien in einer Wiederholung. Die Melodien sind wie Yin und Yang: die eine spitz und schelmisch, die andere fließend und anmutig.

3:27 Tremolo der Geigen

Nachdem die Geigen mit einem kuriosen lustigen Spiel eingesetzt haben, wird dies plötzlich vom ganzen Orchester laut wiederholt. Dann bricht das Orchester in wilde Tremoli (schnelle, sich wiederholende Noten) aus, die stürmisch die Melodien übertönen.

4:26 laute Synkopen der Geigen

Mozart schrieb dieses Werk für einen Hungerlohn in seiner Geburtsstadt Salzburg. Inzwischen hatte er ganz Europa bereist, und mit seinem enormen Ehrgeiz war Salzburg für ihn viel zu klein geworden.

5:10 Geigen spielen tiefe Tremoli

Zu Mozarts Zeiten wurden Sinfonien oft als „Vorspeise“ in einem Konzert aufgeführt. Später sollte die Sinfonie aufgrund ihrer enormen Ausmaße – einige von ihnen dauern fast zwei Stunden – zu einem „Hauptgericht“ werden.

5:50 Geigen spielen hohes Legato

In Mozarts Kopf befanden sich so viele Melodien, dass er uns eine zusätzliche Melodie schenkte. Normalerweise besteht ein Kopfsatz „nur“ aus zwei Melodien. Dieses elegante Nachspiel der Geigen ist eine Art „Dessert“.

6:25 Geigen setzen ein

Das feine Spiel der Geigen scheint die Musik nur leise zu übernehmen. Fragend schweifen sie die Höhen hinauf. Doch der Schwung kehrt zurück. Eine überschwängliche Variation der ersten Melodie beendet diesen ersten Satz fröhlich.

  1. Andante

Dauer Satz: 7:10

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Eine hübsche Melodie der gedämpften Geigen eröffnet diesen zweiten Satz, eine leidenschaftliche Serenade. Als die zweiten Geigen das Thema übernehmen, spielen die ersten Geigen ein schelmisches Thema darüber.

0:41 Sechzehntelnoten der Geigen, Bratschen

Laut dem Musikwissenschaftler Edward Downes treten hier die „bezaubernden Rokokoverzierungen“ hervor. Diese lassen ihn hier nicht an ein Orchesterwerk, sondern eher an Kammermusik, beispielsweise ein Streichquartett, denken.

1:33 Melodie Oboen

Bisher haben die Oboen und Hörner nur eine Hintergrundrolle gespielt. Nun treten die Oboen mit dieser zierlichen, feixenden Melodie in den Vordergrund.

2:17 Einsatz der Hörner, Oboen

Oboen und Hörner sind wegen ihres tragenden, durchdringenden Klangs als Instrumente für den Einsatz im Freien konzipiert. Beide Instrumente werden daher oft mit der Jagd und dem Leben auf dem Land in Verbindung gebracht.

3:06 Tutti-Akzent

Mozart hat diese Symphonie sein ganzes (kurzes) Leben lang geliebt. Er setzte sie gerne auf die Konzertprogramme. Heute gilt sie als seine erste ausgewachsene Sinfonie.

3:49 tiefe Geigentriller

Der Musikjournalist Tom Service bezeichnet diesen Teil als „erotisch“ und hört in den sinnlichen, tiefen Geigen „geheimnisvolle Schatten im Mondlicht“. Flirten diese Schatten heimlich miteinander?

4:53 Akzent erste Geigen

Zwischen den fließenden Melodien erklingen plötzlich „Schreie“ der ersten Geigen. Ist dies der erste Vogel, der den Morgen ankündigt? Oder ruft jemand, der sich in der Dunkelheit verirrt hat, einem anderen zu?

5:36 Hörner

Hier gibt Mozart den Hörnern, die in den 1770er-Jahren normalerweise eine nur unterstützende Rolle spielen, eine Melodie, die sie ohne Hemmung präsentieren. Auf diese Weise erweitert er die klanglichen Möglichkeiten des Orchesters.

6:14 Oboen

Während der ganze Satz weich und sinnlich ist, rütteln uns die Oboen und Hörner in der letzten Minute wach. Unerwartet beschließen die Streicher, dem lauten Ruf zu folgen, und das Orchester beendet diesen Satz mit Entschlossenheit.

  1. Menuetto e trio

Dauer Satz: 3:14

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Wie in einer Sinfonie üblich ist der dritte Satz ein Menuett (marschartiger Hoftanz). Dieses Menuett ist allerdings nicht zum Tanzen geeignet. Die erste und zweite Geige scheinen entweder sinnlich zu springen oder zu stolpern.

0:48 laut tutti

Es ist, als wolle das Orchester jeden erschrecken, der es wagt, zu dieser Musik zu tanzen. Wenn nicht gerade ein plötzlicher Schrecken durch das ganze Orchester geht, spielen die Hörner unerwartet mit voller Stärke.

1:27 Oboen, Hörner unisono

Die fließende Geigenmelodie ist typisch für Mozart. Charakteristisch für Mozart sind auch die bizarren Scherze: die starren, unbeweglichen Oboen und Hörner oder die Streicher, die plötzlich wie ein Pudding zusammenfallen.

2:30 erneut Menuett

Obwohl Mozart als Komponist berühmt war, bewahrte er sich stets seinen schelmischen Sinn für Humor. So finden wir in vielen seiner Briefe (und sogar in einigen seiner Kompositionen) obszönen Humor.

  1. Allegro con spirito

Dauer Satz: 5:34

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Der heitere vierte und letzte Satz nimmt uns mit auf die Jagd. Auch Mozarts älterer Zeitgenosse Haydn schloss seine Sinfonien mehr als einmal mit einem wilden Galopp.

0:37 Geigen setzen ein

Zu Mozarts Zeiten galt Bachs komplexe Musik - mit viel Kontrapunkt (Gegenstimmen) - als veraltet. Mozart arbeitete ebenfalls in einem einfachen, „galanten“ Stil, griff aber den Einfluss von Bach wieder auf.

1:18 Bläser weg

In dieser Melodie hören wir ein Echo der ersten beiden Noten dieser Sinfonie: den beiläufigen „Sprung in die Tiefe“ der Geigen. Hier zeigt sich allerdings keine zurückhaltende Energie, sondern ein blitzschnelles Feuerwerk.

2:13 Geigen Tonleiter staccato

Die verschiedenen Instrumentengruppen sind so eigenwillig wie Mozart selbst. Sie unterbrechen sich gegenseitig, manchmal scheinbar zum Erstaunen des anderen, mit skurrilen Melodien oder Akzenten.

2:56 Geigen Tonleiter staccato

Wie üblich handelt es sich bei diesem letzten Satz um ein „Rondo“ (Reigentanz). Wie verschiedene Gruppen von Tänzer:innen wechseln sich die Melodien ab, um dann im Refrain alles zu geben.

3:37 Geigen setzen ein

Als das gesamte Orchester den Refrain noch einmal einmütig erklingen lässt, steigt den Bläsern die Freude in den Kopf. Schelmisch schmettern sie über das Orchester hinweg. Diese fröhliche Sinfonie endet entsprechend mit einem herzlichen Gelächter.

Text: Rick van Veldhuizen

Richard Strauss
Suite aus 'Der Rosenkavalier‘

Dauer: 25:39 

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Mächtige Hornrufe eröffnen diese Auszüge aus Richard Strauss' Opernkomödie „Der Rosenkavalier“, einer Geschichte über die Liebesintrigen einer Dame (der Marschallin) im Wien des 18. Jahrhunderts.

0:41 Flötentriller

Strauss hatte sich mit modernen, dramatischen Opern einen Namen gemacht. Aber in „Der Rosenkavalier“ verwendet er einen fast altmodischen Stil. Er schreibt sogar, dass diese Melodie „wie eine Parodie“ klingen soll.

1:43 Oboenmelodie

Diese Musik bildet die Einleitung zur Opernhandlung, in der die Marschallin ein heißes Rendezvous mit ihrem viel jüngeren Liebhaber Octavian (der übrigens von einer Frau gespielt wird) hat.

2:32 Geigenmelodie

Die Geigen spielen eine schmachtende Melodie, die die Marschallin darstellt. Diese wiederum wird von sanften Hörnern beantwortet, die Octavian darstellen. Auf diese Weise stellt Strauss die erotische Verstrickung der beiden Figuren dar.

3:20 forte Eröffnungsmotiv

Die Oper stieß nach ihrer Uraufführung 1911 auf große Popularität. Der Dirigent Arthur Rodziński stellte diese Auswahl aus „Der Rosenkavalier“ im Jahr 1944 zusammen, welche einen ebenso großen Erfolg feierte.

4:23 fortissimo Fis-Akkord

Diese Szene zeigt den in Silber gekleideten Octavian, der Sophie, der Verlobten des Barons Ochs, eine Rose bringen soll. Wir hören das Glitzern von Octavians silbernem Kostüm in der Celesta.

5:36 Melodie der Oboe

Natürlich verlieben sich Octavian und Sophie sofort ineinander, was zu vielen Intrigen in der Handlung von „Der Rosenkavalier“ führt. In der zarten Oboenmelodie hören wir, wie die verliebten Jugendlichen zögerliche Annäherungsversuche wagen.

6:42 hohes Horn und Klarinette

Das Eis ist gebrochen, und Octavian und Sophie gestehen sich ihre Liebe. Ihr zärtliches Liebesduett wird hier von Horn und Klarinette gespielt, deren behutsame Melodien sich sanft ineinander verschlingen.

7:44 Hornmelodie

 Der Rosenkavalier“ brachte Strauss einen solchen Erfolg, dass er, so der Schriftsteller Simon Callow, ‚in seinen späteren Opern immer wieder darauf zurückkam, ohne jemals wieder eine so erfolgreiche Oper zu erschaffen‘.

8:30 Tutti-Melodie

Die Liebesmelodie schwillt an. Doch Octavian und Sophie müssen ihre Leidenschaft noch verbergen und so setzt sich das Orchester über sie hinweg. Die Oboe setzt ihren Gesang fort, als ob die jungen Liebenden sich gegenseitig ins Ohr flüstern würden.

9:27 Tempowechsel

Dann stürmt Sophies Verlobter, der Baron Ochs, herein und nähert sich lüstern seiner Verlobten. Er nennt sie eine „Jungfer Braut“, aber sie weist ihn ab. Als er weg ist, schwört sie, ihn nicht zu heiraten.

10:16 Walzer-Begleitfigur

Der Baron beginnt, lustvoll Walzer zu tanzen. Er erhält einen Brief von der schönen Kammerzofe der Marschallin „Mariandel“, weiß aber nicht, dass „Mariandel“ in Wirklichkeit sein Rivale Octavian in Frauenkleidern ist.

11:25 Stakkato der Oboe

Ein zweiter Walzer erklingt. Hugo von Hofmannsthal, der Autor des Operntextes, schlug die „süße, pikante“ Atmosphäre des Wiener Walzers vor, obwohl es diesen zu der Zeit, in der die Oper spielt, noch nicht gab.

12:33 Sechzehntel-Streicher

Der Wiener Walzer passt vielleicht nicht ganz in die Szenerie des 18. Jahrhunderts, aber Strauss verwendet ihn auch, um auf die ausschweifenden Walzer und frechen Operetten von Johann Strauss (Sohn) zu verweisen (keine familiäre Verbindung).

13:38 Klarinette und Bassklarinette

In der Geschichte hat Octavian den Baron Ochs im Kampf um Sophie mit seinem Schwert verwundet. Der empfindliche Baron stürzt sich auf eine Flasche Portwein. Erklingt durch den schwankenden Walzerrhythmus, wie er betrunken umherirrt?

14:43 dissonantes Tutti

Das ganze Orchester spielt leidenschaftlich den Höhepunkt des Walzers. Dann verebbt die Musik mit einem sanft wiederholten Fragment der Walzermelodie, während der Baron betrunken einschläft.

15:38 Tutti

Der Arrangeur Rodziński fügt plötzlich ein früheres Fragment aus der Oper ein, ein stürmisches Vorspiel zum zweiten Akt, das sich so schnell auflöst, wie es erschienen ist.

16:34 Solovioline und Oboe

Die Melodie für Oboe und Violine stammt aus einer Szene, in der die reife Marschallin erkennt, dass sie den jungen Octavian an Sophie verlieren wird. Melancholisch sinniert sie über ihr Alter und die Liebe.

17:23 Hornmelodie

Octavian (Horn) und Sophie (Klarinette) singen ebenfalls von der Liebe. Im Gegensatz zum nachtragenden Baron gönnt die Marschallin den beiden Jugendlichen selbstlos ihre noch junge Liebe.

18:14 hoher Ton Solo-Violine

In der Solovioline erklingt erneut die sehnsüchtige Liebesmelodie zwischen Octavian und Sophie. Dieses Liebeslied, das letzte Stück der Oper, singen die beiden jungen Liebenden gemeinsam.

19:32 tutti E-Dur

Wegen seiner vollen Harmonien und ausschweifenden Melodien wird Strauss manchmal als der letzte große Romantiker angesehen. „Hier kommen die Taschentücher zum Vorschein“, scherzt der Schriftsteller James Keller.

20:41 Flöten und Geige tremoli leise

„Der Rosenkavalier“ orientiert sich an Mozarts leichten, hellen Opern. Strauss jedoch taucht seine Melodien in üppige Orchesterklänge, die auch seine früheren, dramatischen Opern kennzeichnen.

21:34 Violinen (Mozart-Pastiche)

Diese Geigenmelodie ist eine Imitation Mozarts charmanter, heller Melodien. Dieser unkomplizierte, „galante“ Stil war an den Höfen des 18. Jahrhunderts beliebt, wo diese Oper spielt.

22:24 Trommelwirbel

Plötzlich bricht das ganze Orchester in einen mit Beckenschlägen begleiteten Karussellwalzer aus. Dies ist der letzte Walzer des besiegten Barons, der ehrlos absteigt, nachdem er von Octavian getäuscht wurde.

23:24 Hämiole-Schlagzeug

Das unbeirrt spielende hohe Horn, das nun die Melodie anführt, charakterisiert Baron Ochs als rüpelhafte Karikatur. In seiner Verzweiflung versucht er sogar, die Marschallin wegen ihrer Affäre mit Octavian zu erpressen.

24:03 Hämiole ganzes Orchester

In „Der Rosenkavalier“ triumphieren die Liebenden, die Suite aber endet mit den Eskapaden des Barons. Unter pompösen Orchesterklängen und Triangeln verlässt er die Bühne: besiegt, aber nicht ohne Wirbel.

Text: Rick van Veldhuizen