Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten sowohl für das Opern- als auch für das Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16 und noch bis Sommer 2025 ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und Hamburgischer Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters. Ab September 2026 wird er der nächste Chefdirigent und künstlerische Leiter des Orquesta y Coro Nacionales de España (OCNE) in Madrid. Sehr stark setzt er sich zudem als Künstlerischer Leiter des Wagner-Projektes "The Wagner Cycles" der Dresdner Musikfestspiele mit dem Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln sowie als Schirmherr der Herrenchiemsee Festspiele ein. Seit 2006 ist er Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, seit 2019 von Concerto Köln, seit 2021 des Orchestre symphonique de Montréal sowie seit 2023 des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Die Saison 2024/25 ist die letzte Spielzeit von Kent Nagano als Generalmusikdirektor in Hamburg und bringt vier Neuproduktionen unter seiner musikalischen Leitung an die Staatsoper: Carl Orffs "Trionfi", Richard Strauss' "Ariadne auf Naxos", Unsuk Chins "Die dunkle Seite des Mondes", sowie Rodolphe Bruneau-Boulmiers "Die Illusionen des William Mallory". Darüber hinaus dirigiert Nagano wie in jeder Saison Sinfoniekonzerte mit dem Philharmonischen Staatsorchester in der Elbphilharmonie, darunter die Neujahrsaufführung sowie die Uraufführung von Alex Nantes Sinfonie "Anahata", einem Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters.
Höhepunkte der vergangenen Spielzeiten in Hamburg waren u. a. Opernproduktionen wie "Boris Godunow", "Salome", Aufführungen von Sciarrinos "Venere e Adone" und Brittens "Peter Grimes", "Les Troyens", "Lulu", "Lessons in Love and Violence", die Uraufführung "Stilles Meer" sowie "Les Contes d’Hoffmann" in der Neuinszenierung von Daniele Finzi Pasca (im Februar 2022 bei EuroArts auf DVD erschienen), die „Philharmonische Akademie“ in St. Michaelis, Open-Air-Konzerte auf dem Rathausmarkt sowie die Uraufführung von Pascal Dusapins Werk "Waves" für Orgel und Orchester in der Elbphilharmonie. Orchestertourneen mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg führten Kent Nagano in den vergangenen Jahren nach Japan, Spanien und Südamerika.
Zudem dirigiert Kent Nagano in der Saison 2024/25 unter anderem das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in Passau, das Orchestre symphonique de Montréal in Montréal und das Deutsche Symphonie-Orchester in Berlin. Darüber hinaus leitet er Dusapins "Il Viaggio, Dante" in einer Inszenierung von Claus Guth an der Pariser Oper und die Wiederaufnahme von Ligetis "Le Grand Macabre" in einer Inszenierung von Krzysztof Warlikowski an der Bayerischen Staatsoper in München.
Als vielgefragter Gastdirigent arbeitet Kent Nagano regelmäßig weltweit mit den führenden internationalen Orchestern, u. a. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestre de l’Opéra national in Paris, dem Chicago sowie dem Detroit Symphony Orchestra, dem Radio Filharmonisch Orkest und den Wiener Symphonikern. Ein besonderes Projekt war die Bernstein-Oper "A quiet place" an der Pariser Oper. Weitere Opernproduktionen waren u. a. die Uraufführung von Dusapins "Il Viaggio, Dante" beim Festival d‘Aix-en-Provence, Hindemiths "Cardillac", Henzes "Die Bassariden" und die Uraufführung von Saariahos "L’amour de loin" bei den Salzburger Festspielen. Zu den weiteren Uraufführungen, die er dirigiert hat, zählen Bernsteins "A White House Cantata" sowie die Opern "Alice in Wonderland" von Unsuk Chin, "Three Sisters" von Peter Eötvös und "The Death of Klinghoffer" und "El Niño" von John Adams.
Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Kent Nagano und dem Intendanten der Dresdner Musikfestspiele Jan Vogler wird Wagners "Ring"-Tetralogie im Rahmen des mehrjährigen Projekts "The Wagner Cycles" der Dresdner Musikfestspiele von 2023 bis 2026 neu erarbeitet – im künstlerischen Kontext seiner Entstehungszeit, auf Basis aktueller Erkenntnisse der Wagner- und Aufführungspraxis-Forschung, eingebunden in ein umfangreiches Rahmenprogramm. Den Auftakt bildete 2023 die Aufführung von "Das Rheingold "bei den Dresdner Musikfestspielen sowie eine Tournee nach Köln, Ravello und Luzern. Mit "Die Walküre" folgte 2024 der zweite Teil des epochalen Werkes in Prag, Amsterdam, Köln, Dresden, Hamburg und Luzern. 2025 widmet sich das Projekt in internationalen Konzert- und Opernhäusern Richard Wagners "Siegfried" mit historisch informierten, konzertanten Aufführungen.
Die Höhepunkte von Kent Naganos Zusammenarbeit mit dem Orchestre symphonique de Montréal von 2006 bis 2020 waren u. a. die Einweihung des neuen Konzertsaals Maison symphonique im September 2011, die Aufführung der kompletten Zyklen der Sinfonien von Beethoven und Mahler, von Schönbergs "Gurre-Lieder", von konzertanten Versionen von Wagners "Tannhäuser", "Tristan und Isolde" und "Das Rheingold", Honeggers "Jeanne d’Arc au bûcher" sowie Messiaens "Saint François d’Assise". Tourneen führten Kent Nagano und das Orchester nach Kanada inklusive der nördlichen Territorien, Japan, Südkorea, Europa (zuletzt 2019), Südamerika und durch die USA. Im Juli 2018 dirigierte Kent Nagano das Orchester mit der "Lukas-Passion" von Krzysztof Penderecki beim Eröffnungskonzert der Salzburger Festspiele.
Zu seinen Einspielungen mit dem Orchestre symphonique de Montréal bei Sony Classical/Analekta gehören Mahlers Orchesterlieder mit Christian Gerhaher (2013) sowie eine Gesamtaufnahme aller Symphonien von Beethoven (2015). 2016 erschien bei Decca die von Kent Nagano im März 2015 dirigierte Nordamerika-Premiere von "L’Aiglon" auf CD, einer selten aufgeführten Oper von Honegger und Ibert. Ferner erschienen bei Decca 2016 "Danse Macabre" mit Werken von Dukas, Saint-Saëns, Ives u. a. sowie 2018 Bernsteins "A quiet place" anlässlich des 100. Geburtstagsjubiläum des Komponisten. 2019 wurden John Adams’ "Common Tones in Simple Time" und "Harmonielehre" bei Decca veröffentlicht und 2020 die "Lukas-Passion" von Penderecki bei BIS sowie eine Einspielung von Werken von Alberto Ginastera, Leonard Bernstein und Samy Moussa bei Analekta.
Während seiner Zeit als Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München von 2006 bis 2013 hat Kent Nagano deutliche Akzente gesetzt. Unter seiner musikalischen Leitung wurden die Opern "Babylon" von Jörg Widmann, "Das Gehege" von Wolfgang Rihm und "Alice in Wonderland" von Unsuk Chin uraufgeführt. Darüber hinaus leitete er Neuproduktionen wie Mussorgskys "Boris Godunow" und "Chowanschtschina", Strauss‘ "Ariadne auf Naxos" und "Die schweigsame Frau", Poulencs "Dialogues des Carmelites", Messiaens "Saint François d’Assise", Bergs "Wozzeck", George Benjamins "Written on skin" und Wagners "Der Ring des Nibelungen". Tourneen mit dem Bayerischen Staatsorchester führten Kent Nagano durch Europa und nach Japan. Neben Einspielungen der Sinfonien Nr. 4 und 7 von Bruckner bei Sony hat er mit dem Bayerischen Staatsorchester verschiedene Opernaufführungen auf DVD veröffentlicht: Unsuk Chins Oper "Alice in Wonderland" (2008) und Mussorgskis "Chowanschtschina" (2009) bei unitel classica/medici arts, "Dialogues des Carmélites" bei Bel Air Classiques (2011) sowie "Lohengrin" (2010) bei Decca.
Eine weitere wichtige Station in Kent Naganos Laufbahn war seine Zeit als künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin von 2000 bis 2006. Mit dem Orchester führte er u. a. in Zusammenarbeit mit der Los Angeles Opera Schönbergs "Moses und Aron" auf und gastierte bei den Salzburger Festspielen mit Zemlinskys "Der König Kandaules" und Schrekers "Die Gezeichneten" sowie im Festspielhaus Baden-Baden mit "Parsifal" und "Lohengrin", inszeniert von Nikolaus Lehnhoff. "Parsifal", "Die Gezeichneten" und "Lohengrin" sind auf DVD erschienen. Zu Naganos Aufnahmen mit dem Orchester gehören Bernsteins Mass, Bruckners Sinfonien Nr. 3 und 6, Beethovens "Christus am Ölberge", Wolfs "Mörike-Lieder," Mahlers Sinfonie Nr. 8, Schönbergs "Jakobsleiter" und "Friede auf Erden" sowie Johannes Brahms‘ Sinfonie Nr. 4 und Arnold Schönbergs Variationen für Orchester op. 31, erschienen bei Harmonia Mundi. Als Ausdruck der Verbundenheit ernannte das Orchester seinen scheidenden Chefdirigenten 2006 zum Ehrendirigenten – eine Auszeichnung, die in der sechzigjährigen Geschichte des Orchesters erst zum zweiten Mal vergeben wurde. Bis heute verbindet ihn eine enge Freundschaft mit dem Orchester.
Im Oktober 2019 erschien die 4-CD-Box mit Kent Nagano, der Pianistin Mari Kodama und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin mit sämtlichen Klavierkonzerten Beethovens, inklusive des Nullten, sowie mit seinem Rondo für Klavier und Orchester WoO 6, dem Tripelkonzert für Klavier, Violine und Violoncello op. 56 und den "Eroica-Variationen" op. 35 bei Berlin Classics.
Mit Labels wie BIS, Decca, Sony Classical, FARAO Classics und Analekta verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, Aufnahmen für Berlin Classics, Erato, Teldec, Pentatone, Deutsche Grammophon und Harmonia Mundi ergänzen seine Diskografie. Seine Aufnahmen von Busonis "Doktor Faust" mit der Opéra National de Lyon, Prokofjews "Peter und der Wolf "mit dem Russian National Orchestra sowie Kaija Saariahos "L’amour de loin" mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin wurden mit einem Grammy ausgezeichnet.
Anlässlich von Kent Naganos 70. Geburtstag erschien im Oktober 2021 eine 3-CD-Box mit Werken von Messiaen beim Label BR Klassik. Die Veröffentlichung beinhaltet Live-Mitschnitte von Messiaens "Poèmes pour Mi", "Chronochromie" und "La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ" von Konzerten mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks, welche die enge Vertrautheit Naganos mit der Musiksprache Messiaens auf besondere Weise zeigen.
Im September 2021 veröffentlichte Kent Nagano im Berlin Verlag sein zweites Buch: In "10 Lessons of my Life" erinnert er sich an sehr persönliche Begegnungen seines Lebens, aus denen er nicht nur für seine Karriere Entscheidendes gelernt hat. Darunter finden sich u. a. die isländische Pop-Künstlerin Björk, Frank Zappa, Leonard Bernstein, Pierre Boulez oder auch der Physik-Nobelpreisträger Donald Glaser. 2015 veröffentlichte Kent Nagano mit "Erwarten Sie Wunder!" im Berlin Verlag ein Plädoyer für die Klassische Musik. 2019 wurde das Buch bei dem kanadischen Verlag McGill-Queen‘s University Press unter dem Titel "Classical Music – Expect the Unexpected" auf Englisch sowie 2015 unter "Sonnez, merveilles!" auf Französisch bei Éditions du Boréal herausgegeben.
Als gebürtiger Kalifornier hält Kent Nagano engen Kontakt zu seiner Heimat. Von 1978 bis 2009 war er Music Director beim Berkeley Symphony Orchestra und ist dort weiterhin als Conductor Laureate tätig. Seine ersten großen Erfolge feierte er 1984 beim Boston Symphony Orchestra, als Messiaen ihn für die Uraufführung seiner Oper "Saint François d’Assise" zum Assistenten des Dirigenten Seiji Ozawa ernannte. Sein Erfolg in den USA führte zu Berufungen in Europa: Von 1988 bis 1998 war er Music Director der Opéra National de Lyon und von 1991 bis 2000 Music Director des Hallé Orchestra. 2003 wurde Nagano zum ersten Music Director der Los Angeles Opera ernannt, nachdem er zuvor bereits zwei Jahre lang Principal Conductor der Oper war.
Seit 2005 ist Kent Nagano Ehrendoktor der McGill University in Montréal, seit 2006 Ehrendoktor der Université de Montréal und seit 2018 Ehrendoktor der San Francisco State University. 2021 ernannte ihn die Hochschule für Musik und Theater Hamburg zum Professor. Seit 2017 ist Kent Nagano „Compagnon“ des „Ordre des arts et des lettres“ von Québec und im Herbst 2023 wurde ihm außerdem der Titel des „Chevalier“ im „Ordre des art et des lettres“ Frankreichs verliehen. Im Februar 2024 wurde er durch den Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und im Juni 2024 wurde ihm der Order of Canada, die höchste zivile Auszeichnung von Kanada verliehen. Zudem erhielt er 2024 den renommierten Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein.